Eine Woche ist es nun schon her, dass ich meine Schwiegermutter zum Zug gebracht habe (für die dramatische Story des Abschieds geht gerne auf mein Instagramprofil und lest dort). Ihre drei Monate hier in Deutschland waren wahnsinnig schnell um und sie ist wieder zurück nach Chile geflogen. Unser Papa kommt aus Chile. Seine Familie, bis auf ein Onkel, wohnt dort, weit weg am anderen Ende der Welt. Demnach ist das mit dem Besuchen eher schwer. Nicht nur, weil der Flug unglaublich lang ist (19 Stunden Minimum), sondern vor allem, weil die Tickets recht teuer sind, und sich ein zwei Wochen Urlaub einfach so nicht lohnt. Aber wer hat während der Arbeit schon mehr Zeit? So viel Urlaub gibt es halt auch nicht und so kam es, dass meine Schwiegermutter ihre Enkelkinder nicht kannte. Bzw. Hanna nicht kannte, Rebekka wurde ja erst geboren, als sie schon hier war. Als sie meinte, dass sie uns besuchen möchte, schien die Zeit um die Geburt herum optimal. Sie würde beide Enkel kennenlernen, Zeit mit ihrem Sohn verbringen und mich während des Wochenbetts unterstützen. Ihre Zeit hier war also vieles: Ein Wiedersehen und Kennenlernen, ein Besuchen und Urlaub, aber auch eine Hilfe für mich im Wochenbett. Dieser Beitrag soll sich nun vor allem um Letzteres drehen. Wie ist es mir mit der Unterstützung ergangen? Wo gab es Schwierigkeiten? Alles andere probiere ich raus zu lassen, da Schwiegermütter wohl ein Thema für sich sind. Aber ich muss sagen: ich habe Glück, ich verstehe mich sehr gut mit ihr und darüber bin ich sehr froh, da das nicht besonders oft der Fall zu sein scheint. Wenn ich Freunden, Verwandten und Bekannten von dem langen Besuch erzählt habe, haben die meisten die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. So lange? In derselben Wohnung? Mit der SCHWIEGERMUTTER??? Auch ich hatte vorher meine Zweifel, aber das ich mich so gut mir ihr verstehe hat über die anderen Übel, wie zu Beispiel weniger Platz und weniger Privatsphäre etwas hinweggetröstet. Trotzdem gab es viele Dinge, die ich vorher nicht im Blick hatte die und uns manchen Tag sehr erschwert haben. Aber von vorne! Drei Monate sind eine recht lange Zeit, um seine Wohnung und seine Freizeit zu teilen und seine Gewohnheiten zum großen Teil auf zu geben. Als wir uns dafür entschieden haben, dass die Schwiegermutter bei uns einziehen soll, war uns allen also klar, dass wir uns einschränken werden müssen. Wir haben eine Wohnung, die uns von der Größe her vollkommen genügt, aber der ganze Platz ist auf nur 3,5 Zimmer aufgeteilt. Ein Gästezimmer haben wir also nicht und es war klar, dass unser Besuch das Wohnzimmer bekommen würde. Den Raum, in dem wir alle den größten Teil der Zeit zu Hause verbringen. Es wird überall empfohlen, sich für das Wochenbett Unterstützung zu holen. Ich habe das auch schon oft bei Freundinnen oder Bekannten erlebt. Auch ich selbst war schon diese Unterstützung und fand dabei nichts Schlimmes. Im Gegenteil, es war eine echte Entlastung. Da war es aber so, dass die „Hilfe“ für ein paar Stunden am Tag vorbeischaute, oder für die Woche nach der Geburt zu der Familie zog. Es war also doch noch ein wenig anders, als wir es uns überlegt hatten. Ich hatte vor allem wegen der Länge der Zeit bedenken, aber wie ich oben schon geschrieben habe, lohnt sich ein Besuch für weniger Zeit bei der Entfernung einfach nicht richtig. Da wir bei Hanna kaum Unterstützung im Wochenbett hatten, vor allem, weil wir einfach nicht dachten, dass wir welche brauchen könnten, wollte ich es diesmal anders machen und mich darauf einlassen, dass meine Schwiegermutter für die Zeit der Geburt und danach bei uns wohnen sollte. Ich habe mir erhofft, dass ich so die Zeit nach der Geburt vor allem dafür nutzen kann unser neues Familienmitglied kennen zu lernen und mich langsam zu erholen, das habe ich bei Hanna nämlich nicht gemacht. Da es mir nach der Geburt ziemlich schnell wieder gut ging bin ich einfach wieder in den Alltag geschlittert und habe diesen besonderen Moment und meine neue Rolle gar nicht so recht ausgekostet. Deshalb wollte ich es jetzt bei Rebekka anders machen und ein wenig Hilfe kam da gerade recht. Man muss dazu sagen, dass meine Familie auch weit weg wohnt und wir sonst niemanden in derselben Stadt, oder näheren Umgebung haben, der uns auch mal kurzfristig oder nur für wenige Stunden unterstützen kann. Alles ist mit einem (längerem) Besuch verbunden. Generell bin ich eine Person, die sehr schwer Hilfe annehmen kann, deshalb habe ich mir im Vorfeld viele Gedanken gemacht, wie das wohl ablaufen wird und habe versucht mir zu überlegen, wie ich mit manchen Situationen umgehen möchte. Zum Beispiel wer passt auf welches Kind am Anfang auf (probiert man die Zeit gerecht zu teilen, dass das Baby auch mal bei Oma bleibt in der ersten Zeit, damit auch das große Geschwisterchen noch genügend Aufmerksamkeit bekommt?), oder was bin ich breit noch zu machen, wenn es die Kräfte zulassen, und was erwarte ich von den anderen (Haushalt, Kochen, Einkaufen etc.). Vor allem das war bei uns doch etwas schwer zu klären, da sie ja nicht direkt nur zum Helfen kam, sondern das halt auch ein Teil Besuch/Urlaub/Familienzeit war und wer sagt seinem Besuch schon „putz mal“ oder „fürs Bad bist du aber verantwortlich“? Eben! Aber auch wenn das unangenehm ist, sollte man sowas so zeitig wie möglich klären, damit man am Ende nicht dasteht und niemand weiß, was der andere bereit ist zu machen oder erwartet. Da sie schon vor der Geburt kam, hatte sich rund um den Haushalt bei uns schon alles einigermaßen eingespielt, als es soweit war. Klar, das ist ein großer Vorteil, wenn noch jemand bei einem wohnt: den Haushalt abgeben. Aber es hat auch Nachteile. Fehlender Platz und Privatsphäre habe ich ja schon genannt. Man ist einfach nicht mehr alleine. Und wenn ein Neugeborenes Kind schon die Partnerschaft belastet, da es kaum noch Momente der Zweisamkeit gibt, dann so ein (langer) Besuch erst recht. Das war vor allem am Ende schon etwas schwer. Auch sollte man sich fragen, wie tolerant man selber ist, wenn man jemanden für längere Zeit bei sich wohnen lässt. Denn, wenn jemand im Haushalt und mit den Kindern hilft, wird er das auf seine Art und Weise tun. Das bedeutet: meist anders, als man es selber gewohnt ist zu tun. Beim Haushalt ist das wahrscheinlich noch einfacher anzunehmen, als bei den Kindern. Dann wird der Geschirrspüler halt anders eingeräumt und die Schüsseln liegen bei den Dosen. Aber bei den Kindern? Ist es in Ordnung, dass das Kind auf einmal doch auf dem Sofa isst, während es mit der Oma spielt? Ist es in Ordnung, dass es jeden Tag drei Eiskugeln gibt? Ist es okay, dass das Kind auf einmal Nagellack trägt, obwohl man eigentlich gesagt hatte, dass es dafür zu klein ist? Große und wichtige Regeln bespricht man natürlich vorher, aber die vielen alltäglichen Kleinigkeiten können unmöglich abgesprochen werden und so kommt es, dass die Oma einfach keine Ahnung hat, was mit den Eltern schon geklärt oder abgesprochen wurde. Das passiert natürlich immer mal, auch wenn meine Mutter zu Besuch ist stolpern wir öfter in solche Situationen (vor allem weil Hanna probiert die „Unwissenheit“ auszunutzen: „Oma kann der Teddy mit auf den Spielplatz?“ Oma denkt sie fragt, ob es für sie in Ordnung ist den Teddy zu tragen. Aber nein. Teddy darf nicht mit raus. Absolut nicht und es gibt auch tatsächlich nur eine Ausnahme: wenn sie krank ist und zum Arzt muss darf Teddy mit und das weiß Hanna ganz genau!). Aber nicht nur bei Hanna sind wir auf unterschiedliche Meinungen gestoßen, sondern natürlich auch bei Rebekka. Was ist warm genug oder zu warm für das Baby? Das war definitiv eine Frage, die wir jeden Tag aufs Neue klären mussten, weil wir extrem unterschiedliche Meinungen dazu hatten. Es schlaucht, wenn man sich ständig mit anderen Meinungen auseinandersetzen muss. Man möchte ja auch niemanden verletzen, oder sagen, dass die andere Ansicht falsch ist, aber es gibt nun mal 100 verschiedene Wege etwas zu machen und als Mutter hat man sich (meistens) für einen – seinen persönlichen – Weg entschieden. Es war natürlich super, dass Hanna so viel Zeit mit der Oma verbringen konnte und wir daher so „viel“ Freiraum hatten. Aber da mussten wir auch hinnehmen, dass das unsere Regeln ziemlich oft überschritten und unser „Weg“ ziemlich oft in Frage gestellt wurde (auch wenn das mit Sicherheit nicht absichtlich oder böse war!). Man muss Kompromisse schließen und ich finde das ist (und war) nicht immer einfach. Für Hanna war es aber natürlich schön, da sie so immer Aufmerksamkeit bekommen hat. Es war immer jemand da, der etwas mit ihr unternehmen, oder spielen konnte. So ist sie vor allem in der Anfangsphase nicht zu kurz gekommen, was gut war, da ich vor allem da dachte, dass die Stimmung und die Gefühle ihrer Schwester gegenüber kippen könnte, wenn sie sich zu stark benachteiligt fühlt. Das ist zum Glück nicht passiert und auch wenn sie manchmal einfach die Mama brauchte, war trotzdem immer jemand für sie da. Aber Die andere Seite davon ist auch einer der großen Negativpunkte, die ich vorher gar nicht im Blick hatte. Hinterher habe ich mich natürlich gefragt, wie ich nicht daran denken konnte?! Ich habe mir Gedanken gemacht, ob ich damit klar kommen werde, wenn jemand bei uns wohnt. Wie ich es schaffe trotzdem meine Gewohnheiten größtenteils beibehalten zu können, wie ich trotzdem meine Privatsphäre habe. Ob überhaupt das mit der Sprache klappt. Wir sprechen mittlerweile deutsch zu Hause, am Anfang haben wir zu Hause nur spanisch gesprochen, da war ich natürlich gut in Übung! Aber nun? ‚Aus der Übung‘ ist maßlos untertrieben. Ich hatte das Gefühl alles vergessen zu haben! Ich habe mich gefragt, ob einfach alles klappen wird. Aber zugegebener Maßen habe ich mich nicht ein Mal gefragt, wie Hanna auf die Veränderung reagieren wird… Ich habe natürlich mit ihr darüber vorher gesprochen. Als die Zeit nah war, habe ich jeden Tag sogar mit ihr darüber gesprochen, dass bald die Oma bei uns wohnt, und auch habe ich versucht zu beschreiben, was sich alles ändern wird. Aber ich habe nicht daran gedacht, dass das vielleicht zu viel für Hanna ist und das sich für sie einfach fast alles ändern wird. Der erste Tag war super, Hanna hat sich sehr gefreut ihre Oma endlich kennen zu lernen. Danach die Tage waren auch schön. Man hat sich weiter kennengelernt und etwas miteinander unternommen. Halt so, als ob jemand zu Besuch ist. Nach einer Woche hat Hanna das erste Mal gefragt, wann Oma denn wieder fährt. Das war nicht böse gemeint, aber sie konnte einfach nichts damit anfangen, dass Oma jetzt etwas länger bei uns ‚wohnt‘. Und dann fingen die Probleme an. Ob es jetzt nur daran lag, dass jemand bei uns eingezogen ist, den Hanna eigentlich gar nicht kennt, an dem Umstand, dass ich wegen dem nahen Ende der Schwangerschaft einfach nicht mehr so viel mit ihr unternehmen konnte und sich schon einige Routinen etwas ändern mussten, oder einfach daran, dass sie gerade 4 ist und es ja irgendwann „schwierig“ werden musste, weiß ich nicht. Ich habe schon lange auf die Trotzphase gewartet, sie hat sich bis jetzt bei Hanna nämlich nicht so recht gezeigt. Hinschmeißen und schreien, um jeden Preis seinen Kopf durchsetzen müssen, egal wie absurd das ist, das kannte ich von Hanna vorher nicht. Wahrscheinlich war es das Zusammenspiel von allem, dann dazu der Umzug vor einigen Monaten und das eh alles neu war. Auf jeden Fall hat Hanna die Situation nicht so gut vertragen. Sie hatte dann etwa zwei Wochen lang Alpträume, hätte nachts am liebsten wieder Windeln getragen und wollte nicht mehr schlafen gehen (Schlafen ist eh ein schwieriges Thema bei uns und sobald es Stress oder schwierige Situationen gibt zeigt sich das zuerst an ihrem Schlafverhalten). Sie hat angefangen uns anzuschreien und die Oma sogar an zu spuken. Hallo? Anspuken? Eklig du widerlich und was ist das bitte für ein Verhalten? Ich hatte keine Ahnung woher das kam, aber ich...
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